Digital Detox: Einfach mal offline sein
Die Digitalisierung bestimmt unser Leben: Termine online verwalten, immer und überall kommunizieren, ständig erreichbar sein und in Echtzeit mitbekommen, was in dem der restlichen Welt passiert. Doch die gigantische Informationsflut, der ständige Blick auf das Smartphone und die permanente Angst, offline etwas zu verpassen, setzen unsere Psyche gewaltig unter Druck. Wird alles zu viel, hilft der neueste Trend aus den USA: Digital Detox – einfach mal offline sein!
Zahlreiche Untersuchen belegen, dass der digitale Konsum nicht nur Vorteile mit sich bringt, sondern sich auch schädlich auf unsere Gesundheit auswirkt. Der gewaltige Input aus dem Netz, den sozialen Netzwerken, Twitter & Co. ist für unser Gehirn eine Herausforderung. Und die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne leidet besonders darunter. Auch fällt es immer schwerer, wichtige von unwichtigen Informationen zu unterscheiden und so lässt man ungefiltert alles auf sich einprasseln. Hinzukommt die Dauerkommunikation über E-Mails, SMS oder Messenger-Dienste. Ununterbrochen sind wir auf Stand-by. Unser Gehirn schaltet nicht ab. Die Augen kleben permanent am Bildschirm. Beruflich und privat.
Digital Detox – der Trend, der offline geht
Heilfasten vom digitalen Lifestyle, vom ständigen Erreichbarsein, vom Smartphone, von Facebook – und von weiteren unzähligen Online-Tätigkeiten, die schon gar nicht mehr bewusst wahrgenommen werden. In Kalifornien, ausgerechnet der Heimat der Digitalriesen Google, Facebook & Co., ist das Digital Detox beheimatet und entwickelt sich derzeit zu einer großen Trendbewegung im digitalen Zeitalter. Das Motto: "Disconnect to reconnect". Das Ziel ist demnach, fernab der Zivilisation wieder zu sich selbst zu finden und seine Natur wieder wahrzunehmen. Pure Entspannung für das Gehirn also.
Wie jede Diät eine Herausforderung
Der Begriff Detox ist uns bisher als Diät- und Entschlackungsmaßnahme bekannt, die den Körper von innen gründlich reinigen und von giftigen Umwelteinflüssen befreien soll. Das Ziel ist mehr Energie als je zuvor und das eigene Wohlbefinden ins Unermessliche zu steigern. In einer Schnellkur wird dafür mehrere Tage auf die schlechten Einflüsse einer übersäuerten Ernährung verzichtet: Fleisch, Käse, Weißmehl, Alkohol, Nikotin und Kaffee sind verboten – eine Herausforderung, wenn sie eigentlich in den Alltag gehören. Das verhält sich mit dem digitalen Heilfasten nicht anders. Die Disziplin dafür aufzubringen ist nämlich gar nicht so leicht. Beteiligte merken schnell, wie abhängig sie von ihren täglich genutzten Kommunikationsmedien sind. Der automatische Griff in die Tasche zum Smartphone. Nervosität, wenn die tägliche Informationsflut ausbleibt. Die Angst, einen Termin nicht im Kopf zu haben. Und die Sorgen, wenn eine Person nicht auf Anhieb erreicht werden kann. Geht’s ihr gut? Und muss ich ihr Bescheid sagen, wie es mir geht?
Digital Detox: Was bringt’s?
Schlechte Nahrungsmittel lassen uns dick und unfit werden, weshalb Diäten und Kuren zurück zu einer gesunden Lebensweise führen sollen. Das Internet hingegen lässt uns abstumpfen und zeitgleich hektischer werden – es gilt, wieder mehr Bewusstsein für Gefühle, Menschen, den eigenen Ursprung und die wirklich wichtige Dinge im Leben zu schaffen. Und auch, Abstand zu den viel zu wichtig gewordenen Technologien zu gewinnen. Es ist kein Weltuntergang, in einem öffentlichen Café kein WLAN zu haben, während die Aufmerksamkeit doch dem Gespräch mit dem Gegenüber gehören sollte. Es ist nicht notwendig, bei dem Abendessen mit der Familie das Smartphone neben den Teller zu legen – wann hat man sonst die Zeit, sich mit den Liebsten austauschen? Am Wochenende mal den Rechner auszulassen, sollte gut tun und nicht in Panik versetzen. Ein Ausflug ins Grüne wäre schließlich deutlich entspannter als der Blick auf den PC. Die Wahrnehmung für dieses Verhalten zu schärfen, soll mit der radikalen Digitaldiät endgültig gelingen.
Digital Detox-Camps
In den kalifornischen Wäldern, nahe den digitalen Ballungszentren San Francisco und Los Angeles, sind professionelle Digital Detox-Camps entstanden, die das große Interesse an der digitalen Auszeit mittlerweile kaum bewältigen können. Am Eingang wird alles abgegeben, was einen Bildschirm besitzt. Ab dann bestimmen wandern, meditieren, Essen zubereiten und genießen sowie tiefgründige Gespräche von Mensch zu Mensch die Zeit im Camp. Selbst große Firmen wie Apple schicken ihre Mitarbeiter einmal im Jahr auf die Reise zu sich selbst – und profitieren anschließend von der strömenden Energie und frischen Kreativität ihrer Angestellten. Aber auch immer mehr Privatpersonen verabschieden sich für mehrere Tage von ihren Smartphones, Laptops und WLAN – und kehren „geheilt“ in ihren Alltag zurück.
Digitales Heilfasten selbstgemacht
Ihnen würde eine solche Entschlackungskur ebenfalls gut tun? Dann müssen Sie natürlich keinen teuren Flug in die USA buchen – Digital Detox ist überall möglich! Suchen Sie sich einen schönen, ruhigen Ort, an dem Sie mehrere Tage ohne Technologien verbringen wollen. Das kann ein Zeltausflug sein, eine kleine Waldhütte oder ein Haus am See. Achten Sie darauf, dass Sie dort keinen Zugriff auf WLAN haben. Schalten Sie bei Ankunft das Smartphone aus und beschäftigen Sie sich mit sich: Essen zubereiten, Bücher lesen, Sport, Gespräche. Führen Sie Tagebuch, schreiben Sie Ihre Gedanken auf. Sie werden staunen, denn so leer ist der Kopf ohne Facebook, E-Mails & Co nämlich gar nicht. Lernen Sie, wieder bewusst zu genießen. Digital Detox Light können Sie aber auch ganz einfach in Ihren Alltag integrieren, ohne gleich tageweise eine Auszeit zu nehmen. Bilden Sie Routinen, in denen Sie bewusst auf Ihre Kommunikationsmedien verzichten: zum Beispiel abends nach Feierabend, am Sonntag oder täglich zum Frühstück. Für viele gehört dazu am Anfang ein bisschen (mehr) Disziplin, aber es wird Ihrem Kopf und Ihrer Psyche gut tun!
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