Faszientraining: So geht Sport heute

Das Bindegewebs-Workout für Hartgesottene

Früher kannte es kein Mensch, inzwischen zählt das Faszientraining zu den modernsten und wirkungsvollsten Trainingsmethoden der Gegenwart. Doch was sind eigentlich Faszien genau und wie kann man sie leistungsstark trainieren?

Faszientraining für das Bindegewebe

Zunächst einmal: Faszien sind keine Erfindung der Neuzeit, nur weil der Begriff bisher noch nicht weit verbreitet war. Als Faszien bezeichnet man das kollagene Netzwerk an Bindegewebe, das den ganzen Körper durchzieht. Und wie der Begriff „Bindegewebe“ bereits ausdrückt: Faszien vernetzen auf diese Weise unseren gesamten Körper und haben gleichsam einen nicht unbedeutenden Anteil an der Muskelleistung, der Koordinationsfähigkeit und der Geschmeidigkeit menschlicher Bewegungen. Wie ein großes Netz halten die Faszien, die kleinsten Teile des Bindegewebes, den Körper in seiner Form und sorgen dafür, dass wir Kraft entwickeln und übertragen können.

Fit statt ungelenk: Wie Faszien unseren ganzen Körper vernetzen

Wer sich genauer auskennt, der wusste schon früher: Ein straffes Bindegewebe spielt eine enorme Rolle für die Elastizität, Beweglichkeit und Leistungsstärke des menschlichen Körpers. Nicht umsonst ist ein schwaches Bindegewebe schon in optischer Hinsicht ein großes Problem, mit dem sich insbesondere Frauen täglich plagen. Doch ein schlechter Trainingszustand hat nicht nur optische Nachteile, auch das allgemeine Wohlbefinden und die Leistungsstärke können durch ein untrainiertes Bindegewebe nachlassen. Denn: Ist das Kollagen-Fasernetz des Bindegewebes nicht elastisch und gestrafft, kann es schneller verfilzen. Die Folge: Die typische Alterssteifigkeit, die uns auch schon in jungen und mittleren Jahren manchmal unbeweglich und ungelenk erscheinen lässt. Denn Obacht: Unser Bindegewebe sitzt nicht nur an den berühmten Problemzönchen von Bauch, Beinen und Po. Die Faszien umschließen mit ihren dünnen Fasern alle Muskeln, Organe, Bänder und Sehnen des menschlichen Körpers. Von Kopf bis Fuß.

Was bringt das Faszientraining?

Das Faszientraining strebt die Kräftigung des Bindegewebsnetzes an. Fest und elastisch zugleich soll es bitte sein. Durch die Kombination aus Reißfestigkeit und schwungvoller Federung ermöglichen trainierte Faszien nicht nur leichtgängigere und federnde Bewegungen, sondern auch eine deutlich stärkere Belastbarkeit von Bändern und Sehnen. Selbst Muskelverletzungen und Schmerzen an Gelenken und Bandscheiben sollen durch trainierte und gestraffte Faszien gemildert oder völlig ausgemerzt werden können.

So funktioniert das Faszientraining

Wer Faszientraining betreibt, strebt ein ganzheitlich orientiertes Training des Körpers an. Weg von einzelnen Dehnungsübungen und Muskelgruppentrainings steht beim Faszien-Workout die Idee eines viele Körperbereiche verbindenden Trainings im Vordergrund. Das bedeutet: Wer seine Faszien trainiert, trainiert nicht einen speziellen Muskel mit einem festen Anfang und einem festen Ende, sondern stärkt auch die faszialen Verbindungen, die zwischen verschiedenen Muskeln liegen und diese miteinander verbinden.

Das Schöne: Das Faszientraining bedeutet nicht, dass Sporttreibende völlig neue Übungen erlernen müssen. Häufig reicht es, das eigene Muskeltraining leicht anzupassen und ganzheitlicher zu betrachten. Denn: Werden die Faszien nicht optimal mittrainiert, können die Muskeln niemals ihre volle Leistung abrufen. Eine gesteigerte Effektivität, deutlich mehr Elastizität und eine verbesserte Körperästhetik sind nur einige der Vorteile, die mit einem Faszientraining erreicht werden können.

Das Faszientraining gliedert sich in vier Bereiche:

  1. Fascial Release
  2. Rebound Elasticity
  3. Soft-Tissue Stretching
  4. Fluid Refinement

Blackroll beim FaszientrainingBei der bekanntesten Form des Faszientraining, dem „Fascial Release“, wird eine Blackroll (formstabiler Zylinder) zur aktiven Regeneration genutzt und bietet die Möglichkeit, sich selbst zu massieren. In diesem Zusammenhang spricht man von „Self Myofascial Release“ (SMR). Man legt sich mit der gewünschten Muskelpartie auf die Blackroll und rollt über den Muskel. An der meist schmerzenden Stelle sollte intensiver gearbeitet werden, um ein optimales Resultat zu erzielen und schnelle Verbesserungen zu spüren. Knöcherne Strukturen sollten niemals mit einbezogen werden. Schon nach der ersten Anwendung vernimmt man eine deutliche Veränderung. Vor allem Sportler arbeiten nach dem Training oder nach einem Wettkampf, aber auch in der Aufwärmphase mit einer Blackroll. 

Mit Faszientraining gegen Schmerzen

Doch Faszien lassen sich nicht nur trainieren, um ein strafferes Gesamtbild und mehr Beweglichkeit zu erreichen. Auch in der Schmerztherapie kann die moderne Trainingsform effektiv helfen. Experten wissen: Kleinste Risse in den Faszien können Schmerzen auslösen. Die Risse entstehen beispielsweise bei Überbelastung, aber auch bei zu wenig Bewegung, Fehl- und Schonhaltungen oder einseitigen Belastungen. Dabei kann das Bindegewebe regelrecht verkleben und Schmerzen auslösen, die sich dann auf benachbarte Regionen in den Muskeln ausdehnen und beispielsweise in Verspannungen münden.

Kurzum: Faszientraining ist mehr als eine neumodische Trendsportart. Es trainiert den Körper und seine Beweglichkeit und Elastizität ganzheitlich und kann durch gezielte und individuell zusammengestellte Übungen Schmerzen verhindern und das Wohlbefinden steigern. Nichts wie los, oder?

Übrigens: Tipps wie Sie Muskelkater vorbeugen oder was Sie tun können, wenn es Sie doch einmal erwischt hat, finden Sie hier.

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