Fitnesstrend EMS-Training – der Sport der Zukunft?

Um die 1500 EMS-Anbieter gibt es mittlerweile auf dem deutschen Markt und die Zahl scheint unaufhörlich zu steigen. Nur 20 Minuten soll das Training in der Regel dauern und effektiv soll es auch noch sein, so werben zumindest viele Studios schon an ihren Schaufenstern. Doch was genau verbirgt sich hinter der kleinen Abkürzung EMS und den großen Versprechen, die damit einhergehen?

EMS steht für „Elektro Myo Stimulation“, wobei Myo vom griechischen Wort myos abgeleitet ist, was Muskel bedeutet. Übersetzt also Elektromuskelstimulation - soweit so gut. Wie der Name schon vermuten lässt, wird bei dem Trainingskonzept der Muskel durch Elektrizität von außen angesteuert und stimuliert. Um etwas Klarheit darüber zu schaffen, woher das Training mit den Stromimpulsen kommt und wie effektiv es wirklich ist, werfen wir einen Blick hinter die Kulissen der EMS-Branche und beantworten folgende Fragen:

  • Woher kommt EMS-Training?
  • Wie genau funktioniert EMS-Training?
  • Für wen ist das Training geeignet?
  • Wie läuft ein EMS-Training ab?
  • Was sind die Vorteile gegenüber herkömmlichen Fitnessstudios?

Entstehung

Den Grundstein für das Training mit dem Strom legten die Forscher bereits im Jahr 1939, als sie herausfanden, dass Säugetiere eine höhere Kontraktion erreichen, wenn die Muskulatur künstlich stimuliert wird anstatt durch eigenes Anspannen. Auf Grundlage dieser Entdeckung bereiteten sich Gerüchten zu Folge die Teams der USA und der damaligen Sowjetunion mit Elektrostimulation auf die Olympischen Spiele 1968 vor. In den 70er-Jahren folgten die ersten Studien, welche die Wirksamkeit von Stromimpulsen auf die Leistungsfähigkeit belegten. Zeitgleich zum Leistungssport entwickelte sich auch eine Anwendung im therapeutischen Bereich. So brachten Wissenschaftler bereits Mitte der 60er-Jahre die heute vielen bekannten TENS Geräte (TENS = Transkutane elektrische Nervenstimulation) hervor.

Über die Jahre entwickelte sich die Technologie weiter und zum Ende der 90er-Jahre wurde EMS-Training auch dem Breitensport zugänglich gemacht. Kurz nach der Jahrtausendwende eroberten die ersten Ganzkörper EMS-Geräte den Markt. Heutzutage findet diese Version in verschiedensten Einrichtungen eine Anwendung. Von herkömmlichen Fitnessstudios über Physiotherapie bis hin zu reinen EMS Buden.

Wie funktioniert EMS-Training?

Sich freiwillig Strom durch den Körper jagen, ob das gesund ist? Ein unbehaglicher Gedanke, der vielen Leuten durch den Kopf geht, die zum ersten Mal von dem 20-minütigen Ganzkörpertraining hören. Doch was passiert denn nun genau im Körper und was macht das Training scheinbar so effektiv? Um diese Frage zu beantworten, werfen wir einen Blick darauf, was passiert, wenn wir unsere Muskulatur anspannen.

Bei jeder Bewegung, die ein Mensch ausführt, kontrahieren eine Vielzahl an Muskeln. Hierbei gibt das Gehirn über das zentrale Nervensystem den Befehl, in Form eines Stromimpulses an die Muskeln weiter, sich anzuspannen. An diesem Punkt setzt das EMS-Gerät ein, welches einen niederfrequenten Stromimpuls mit gleicher Frequenz aussendet, der das eigene Muskelanspannen um ein Vielfaches verstärkt. Dadurch, dass der Stromimpuls, den das Gerät aussendet, sehr tief in die Muskulatur eindringt, wird beim Training rund 90 % der gesamten Körpermuskulatur stimuliert und das ca. 80 Mal pro Sekunde. Durch diese enorm hohe Muskelfaserrekrutierung passieren im Körper primär zwei Dinge:

  1. Durch die hohe Belastung steigt die Spannung im Muskelgewebe, wodurch der Muskel in der Erholungsphase nach dem Training wächst. Die gesamte Muskulatur des Körpers wird gestärkt und effektiv aufgebaut.
  2. Dadurch, dass 20 Minuten lang so gut wie alle Muskeln auf einmal trainiert werden, verbrennt der Körper außergewöhnlich viele Kalorien und das auch noch nach dem Training. Hier setzt der sogenannte Nachbrenneffekt ein. Dabei läuft die Fettverbrennung auch noch im Ruhemodus auf Hochtouren.

Ein weiterer besonderer Effekt, der durch das Training hervorgerufen wird, ist die Stärkung der Rückenmuskulatur. Viele haben sicherlich bereits von dem Begriff „Tiefenmuskulatur“ gehört. Dadurch das über 90 % der gesamten Körpermuskulatur angesteuert wird, erreicht der Impuls auch die Tiefenmuskulatur, womit kleine Muskeln gemeint sind, welche für die Stabilität der Wirbelsäule verantwortlich sind.

EMS-Training scheint also abgesehen vom Muskelaufbau und der Fettverbrennung auch für Personen mit Rückenproblemen besonders interessant zu sein. Für wen diese Trainingsmethode noch geeignet ist und wer vielleicht besser die Finger davonlässt, schauen wir uns im nächsten Absatz an.

Für wen ist EMS-Training geeignet?

Grundsätzlich ist EMS-Training (bis auf wenige Ausnahmen) für jeden geeignet, der auch Sport treiben kann. Jeder gesunde Volljährige kann problemlos in einem EMS-Studio trainieren. Jugendliche unter 18 Jahren können das Training mit der Einverständniserklärung ihrer Eltern ebenfalls absolvieren.

Und wie sieht es mit den Ältesten unserer Gesellschaft aus? Da beim reinen EMS-Training gänzlich auf Gewichte verzichtet wird, ergibt sich gerade für ältere Menschen der Vorteil, dass es sehr gelenkschonend ist. Mit abnehmender Beweglichkeit wird es im Alter zunehmend schwerer, bestimmte Sportarten durchzuführen und sich fit zu halten. Durch den bioelektrischen Impuls wird die Muskulatur effektiv gestärkt, ohne dass komplexe Übungen ausgeführt werden müssen. Unter dem wachsamen Auge eines erfahrenen Trainers lässt sich das Training dadurch bis ins höchste Alter durchführen.

Bestimmte Erkrankungen können dazu führen, dass das Training nur unter ärztlicher Aufsicht ausgeführt werden kann. Das sind unter anderem folgende:

  • Diabetes
  • Epilepsie
  • Multiple Sklerose
  • Bluthochdruck

Es gibt allerdings einige Faktoren, die das Training auch unter ärztlicher Aufsicht ausschließen:

  • Schwangerschaft
  • Herzschrittmacher
  • Bösartige Tumorerkrankungen
  • Tuberkulose
  • Fieber
  • Bauchwand – Leistenhernie
  • Offene Wunden

Bei unklarer Lage des Gesundheitszustandes empfiehlt es sich, vor dem Besuch eines EMS Studios Rücksprache mit einem Arzt zu halten, um mögliche Probleme im Vorfeld zu klären. Sofern keine der oben genannten Faktoren zutrifft, dürfte einem erfolgreichen Training nichts mehr im Wege stehen. Doch wie läuft so ein EMS-Training überhaupt ab?

Wie läuft ein EMS-Training ab?

Möchtet Ihr zum ersten Mal ein EMS-Training ausprobieren, so lässt sich dies in der Regel über ein Probetraining bei einem Anbieter eurer Wahl erledigen. Wie das genaue Vorgehen beim ersten Training ist, unterscheidet sich von Studio zu Studio. Üblicherweise wird mit einem Beratungsgespräch begonnen, um das Training auf die Bedürfnisse des Interessenten anzupassen und mögliche Risiken auszuschließen.

Ist der Interessent in der entsprechenden körperlichen Verfassung, muss er sich vor dem Training umziehen. Je nach Gerätehersteller wird ein spezielles Trainingsoutfit benötigt, welches für das Probetraining vom Studio gestellt wird. Das Outfit besteht meist aus einem einfachen Oberteil und einer Hose. Über die Trainingsbekleidung werden nun eine Weste, Armmanschetten, Beinmanschetten und ein Gesäßgurt angelegt und entsprechend verkabelt. Um die Leitfähigkeit des Stromimpulses zu gewährleisten, werden genannte Sachen vorher mit Wasser eingesprüht. Fertig angekleidet wird nun der Platz vor dem Trainingsgerät eingenommen.

Üblicherweise befindet sich in einem herkömmlichen EMS-Studio zwei Trainingsgeräte, wodurch maximal zwei Personen gleichzeitig trainieren, um die persönliche Betreuung der Kunden gewährleisten zu können. Nach einer Einführung über den Aufbau des Gerätes startet die Impulsgewöhnung. Unter der Impulsgewöhnung versteht man den Vorgang, bei dem nach der Reihe alle großen Muskelgruppen einzeln angesteuert werden, um für das weitere Training einen Ausgangswert zu schaffen. Ein entsprechender Wert ist erreicht, wenn der Interessent das Gefühl hat, dass der Muskel durch den Impuls angespannt wird. Wurde jedem Muskel der jeweilige Wert zugeordnet kann, das richtige Probetraining starten.

Ein EMS-Training dauert normalerweise 20 Minuten. Während des Trainings wechseln sich zwei Intervalle ab, die jeweils immer vier Sekunden andauern. Vier Sekunden, in denen der Impuls die Muskeln kontrahiert und vier Sekunden Pause - das zwanzig Minuten lang im Wechsel. Während des gesamten Trainings werden vom Trainer angeleitete, statische und dynamische Übungen durchgeführt. Essenziell für den Trainingseffekt ist die eigene Körperspannung des Trainierenden. Bevor die Impulsphase beginnt, muss der Trainierende möglichst alle Muskeln seines Körpers auf Spannung bringen, damit der bioelektrische Impuls die eigene Körperanspannung verstärken kann. Während des gesamten Trainings kann die Intensität in den einzelnen Muskelgruppen durch den Trainer je nach Bedarf angepasst werden.

Ist das erste Training überstanden und der Interessent umgezogen und geduscht, geht es noch mal in ein Feedback Gespräch, wie ihm das Training gefallen hat. Hierbei wird ausführlich erläutert, welche Möglichkeiten einer Mitgliedschaft das Studio anbietet.

Fazit

EMS-Studios bieten die Möglichkeit, mit einem vergleichsweise geringen Zeitaufwand und unter Anleitung von geschulten Trainern Ihre sportlichen Ziele zu erreichen. Sie erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und sind damit eine ernst zu nehmende Alternative zu herkömmlichen Fitnessstudios. Der einfachste Weg, um herauszufinden, ob das Training mit dem Strom auch zu Ihnen passt, ist ein Probetraining bei einem Anbieter in Ihrer Nähe zu absolvieren und selbst einen Blick hinter die Kulissen zu werfen!

Über die Autorin:

Lisa Czech ist selbst ernannte Sportfanatikerin und schreibt als Autorin für das MONEDOS Magazin zu den Themen Sport, Gesundheit und Ernährung. Sie begann ihre Karriere im Content Marketing und hat ein Faible für kulinarische Gerichte. Wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte, dann hätte sie schon viel früher damit begonnen zu meditieren.

Bildnachweis:
istockphoto.com - Jokic
istockphoto.com - miodrag ignjatovic

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