Schlaganfall durch gesunden Lebensstil vorbeugen

Der Schlaganfall wird in Zukunft als Krankheit unsere Gesellschaft immer stärker prägen, da er weltweit die zweithäufigste Todesursache und führend bei den Ursachen für langfristige Behinderungen ist. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) definiert den Schlaganfall sogar als epidemische Krankheit des 21. Jahrhunderts. Die Vorbeugung (Primärprohpylaxe) gewinnt immer mehr an Bedeutung, da circa 85% aller Schlaganfälle vermeidbar sind. Die Primärprophylaxe eines Schlaganfalls mit einem gesünderen Lebensstil (Lifestylemodifikation) kann vielen Menschen viel Leid und körperliche Einschränkungen in Zukunft ersparen. In den letzten 30 Jahren hat sich die Anzahl der Schlaganfälle in entwickelten Ländern um die Hälfte vermehrt, in Entwicklungsländern sogar verdoppelt. Dieser Verlauf zeigt wie unser moderner und ungesunder Lebensstil das Schlaganfallrisiko drastisch steigert.

Schlaganfall Fakten und Ursachen

Ein Schlaganfall wird entweder in einem Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder einer Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall) unterteilt. Ein Hirninfarkt wird durch den plötzlichen Verschluss einer Hirnarterie verursacht, darauf folgend gehen aufgrund des Sauerstoffmangels Hirnnervenzellen zugrunde. Bei einer Hirnblutung reißen Hirnarterien, wobei zwischen einer subarachnoidal Blutung (Aneurysmablutung in das Hirnnervenwasser) und intraparenchymalen Blutung (Blutung in das Hirngewebe) unterschieden wird.

Symptome eines Schlaganfalls

Die häufigsten Symptome eines Schlaganfalls sind Halbseitenlähmungen, Sprachstörungen sowie Gang- bzw. Koordinationsstörungen. All diese neurologischen Ausfälle können trotz schneller und richtiger medikamentöser Therapie und langer Rehabilitation verbleiben und den Betroffenen ein Leben lang im Alltag einschränken und auf pflegerische Unterstützung anweisen.

Ursachen für einen Schlaganfall

Bluthochdruck, erhöhte Blutfette sowie Rauchen sind die wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Diese drei Schlaganfallursachen werden maßgeblich durch unseren Lebensstil und unsere Diät beeinflusst.

Pixabay: StockSnapEine Verbesserung des Lebensstils senkt das Schlaganfallrisiko effektiver als die Behandlung einzelner Risikofaktoren. In einer großen Studie wurde ein gesunder Lebensstil als gesunde ausgeglichene Ernährung, BMI (Body Mass Index) unter 25kg/m³, täglich mindestens 30min körperliche Betätigung, Nichtrauchen sowie geringen Alkoholkonsum definiert. Patienten die alle dieser fünf Kriterien erfüllten zeigten ein um 80% niedrigeres Schlagfallrisiko, als Patienten, die keinen dieser fünf gesunden Lebensstil Eigenschaften aufwiesen.

Der Zusammenhang zwischen Salz, Bluthochdruck und erhöhtem Schlaganfallrisiko

Pixabay: DmitriyBluthochdruck gehört zu den wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall und wird maßgeblich durch unsere Ernährung sowie Bewegung positiv beeinflusst. Wenn man Blutdruck mittels einer Manschette misst, erhält man als Erstes den systolischen Wert als Ausdruck des Druckes während des Herzschlags und der Gefäßwandelastizität der Hauptschlagader (Aorta). Der zweite Wert ist der diastolische Blutdruck und misst den Druck der Gefäße wenn der Herzmuskel erschlafft und ist Ausdruck der Gefäßwandelastizität aller arteriellen Gefäße außer der Hauptschlagader. Die durchschnittliche Reduktion des Blutdrucks um 2mmHg systolisch für zu einer Senkung des Schlaganfallrisikos um ein Viertel, während die allgemeine Senkung des diastolischen Werts das Schlaganfallrisiko halbiert. Sogar die Behandlung von Grenzwertigen Blutdruckwerten (130-140 mmHg systolisch und 85-89 mmHg diastolisch) senkt das Schlaganfallrisiko.

Insbesondere ein erhöhter Salzkonsum führt zu einem höheren Blutdruck und erhöht das Schlaganfall Risiko dramatisch. Die Einschränkung der Salzeinnahme durch das Essen auf einen Esslöffel (5-6 Gramm) senkt den Blutdruck um 7mmHg systolisch bzw. 4mmHg diastolisch bei gesunden Patienten, während Patienten mit vordiagnostizierten Bluthochdruck bei dieser Salzeinschränkung sogar mit einer Senkung von 23mmHg bzw. 9mmHg deutlich mehr davon profitieren. Diese Blutdrucksenkungen entsprechen mehr als eine Halbierung des Schlaganfall Risikos.

Regelmäßige Bewegung als Schlaganfallschutz

Regelmäßiger Sport senkt durch den positiven Effekt auf Bluthochdruck, Adipositas und erhöhte Blutfette (Hypercholesterinämie) das Schlaganfallrisiko um 30%.⁶ Es konnte bis jetzt keine ideale Vorgabe für die Dauer und Intensität der Sportart gefunden werden um einen maximalen Schlaganfallschutz zu erzielen.

Am besten misst man den positiven Effekt von regelmäßiger Bewegung über die Gewichtsabnahme und vermeiden einer Fettleibigkeit (Adipositas). Jedes senken einer Einheit des BMI (Body Mass Index gemessen in kg/m³) verringert das Schlaganfallrisiko um 5 Prozent. Zu beachten ist, dass die Schlaganfall Sterblichkeit bei Untergewichtigen Patienten auch erhöht ist. Der bessere Verlaufsparameter als BMI ist das Hüft zu Taille Verhältnis, da es am besten das Bauchfettgewebe (viszerale Fett) um die inneren Organe widerspiegelt. Dies ist insbesondere mit einer erhöhten Insulinresistenz vergesellschaftet und birgt ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt mit sich.

Die richtige Ernährung als Schlaganfallschutz

Einflüsse der Ernährung auf das Schlaganfallrisiko sind schwierig zu beweisen, da in über mehrere Jahre durchgeführten Beobachtungsstudien immer viele Einflussfaktoren auf die Patienten wirken. Dennoch kann man einige statistisch korrekte Aussagen über eine ideale Ernährung als Schlaganfallschutz treffen.

Neben dem bereits besprochenen übertriebenen Salzkonsum, welcher zu Bluthochdruck führt, ist eine übermäßige Kalorienzufuhr der zweit wichtigste Faktor bei dem erhöhten Schlaganfallrisiko unserer modernen Gesellschaft. Ein Kalorienüberschuss führt zu Adipositas und birgt ein allgemein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko.

Ein erhöhter Verzehr von Obst (>5 Portionen pro Tag) von Obst senkt signifikant das Risiko, während das alleinige Essen von Gemüse nicht das Schlaganfallrisiko reduziert. In Beobachtungsstudien zeigte ein regelmäßiger Konsum von Fisch (>3 Portionen pro Woche, egal welche Fischsorte) ebenfalls ein um 5% verringertes Schlaganfallrisiko.

Pixabay: maja7777Außerdem ist die „mediterrane Diät“ der am besten untersuchte Ernährungsstil und zeigt den größten Vorteil bei der Schlaganfall Vermeidung. Die mediterrane Diät ist definiert als eine Ernährung mit viel Olivenöl, Obst, Nüsse, Gemüse sowie Getreideprodukte. Fisch und Geflügel sollen im Maße gegessen werden, während Milchprodukte, rotes Fleisch und verarbeitete Produkte vermieden werden. Im Vergleich zu einer „Low Fat Diät“ mit hohem Verzehr von Kohlenhydrat-lastigen Lebensmitteln und fettarmen Proteinquellen (Käse, Fleisch sowie Fisch) vermied die mediterrane Diät 3 Herzinfarkte oder Schlaganfälle pro 1000 Patientenjahre in einem Beobachtungszeitraum von 5 Jahre bei über 7400 Patienten.

Interessanterweise wurden am Anfang die positiven Auswirkungen der „mediterranen Diät“ sowie eines erhöhten Fischkonsums auf die höhere Omega-3 Fettsäuren zurückgeführt. Während die Datenlage für Herzinfarkte sich klar für Omega-3 Fettsäuren und gegen in fettigen Fleischprodukten sowie Fertigprodukten enthalten Transfette oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren ausspricht, wurde bis jetzt kein Nachweis eines Präventiven Effekts von Omega 3 Fettsäuren auf Schlaganfälle nachgewiesen. Somit ist Omega-3 nicht alleinige Erklärung für ein niedriges Schlaganfallrisiko bei der fischreichen „mediterranen Diät“.

Alkohol und Rauchen als Schlaganfallrisikofaktor

Rauchen ist klar eine Ursache für ein erhöhtes Schlaganfallrisiko, denn das Hirninfarktrisiko ist im Vergleich zu einem Nichtraucher zwei- bis dreifach, das Hirnblutungsrisiko sogar vier- bis sechsfach erhöht. Nichtrauchen ist der beste Schlaganfallschutz, denn es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Zigarettenanzahl und Erkrankungsrisiko, weil schwere Raucher mit über 40 Zigaretten am Tag ein doppeltes Schlaganfall Risiko im Vergleich zu leichten Rauchern (10 Zigaretten am Tag) haben.

Ein geringer bis moderater Alkoholkonsum (weniger als zwei alkoholische Getränke für Männer bzw. weniger als ein Getränk für Frauen) kann das Schlaganfallrisiko um 30% erniedrigen. Ein Alkoholmissbrauch steigert das Schlaganfallrisiko dramatisch.

Zusammenfassend: Das schützt vor einem Schlaganfall

Ein gesunder Lebensstil setzt sich aus verschiedene Komponenten zusammen und trägt durch die Wechselwirkungen mit einem bis zu 80% verringerten Schlaganfallrisiko wesentlich zur bestmöglichen Schlaganfall Vermeidung bei.

Die wichtigsten Komponenten sind:

  • Nichtrauchen
  • Regelmäßig Bewegung und Sport, egal welche Aktivität, am besten täglich mindestens 30 Minuten
  • Eine ausgeglichene Ernährung die nicht zum Übergewicht führt und mäßig Salz beinhaltet (maximal 5-6g entsprechend einem Esslöffel)

Lucas-Michael Halbmayer ist Facharzt für Neurologie und in der Rehabilitation, insbesondere von Schlaganfallpatienten, spezialisiert. Er betreibt die Seite www.schlaganfall-wissen.de um Betroffenen sowie Angehörigen vor und nach einem Schlaganfall zu helfen.


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