"Slow Beauty": der Anti-Trend für ein besseres Körperbewusstsein

Mehr Achtsamkeit, ein besseres Körperbewusstsein und echte Entspannung – dafür steht ein aktueller Beauty-Trend, der eine immer größer werdende Fangemeinde hinter sich vereint. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, was hinter “Slow Beauty” steckt, wie Sie die Ansätze für sich nutzen können und was einige der Grundideen mit der Behandlung von Akne gemeinsam haben.

Entschleunigung als Anti-Trend

Auch wenn wir es uns nur zu gerne einreden: Für die meisten von uns hat die tägliche Beauty-Routine und auch die Körperpflege an sich häufig nur wenig mit einem echten Wellness-Gefühl gemeinsam. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein: Einerseits sind Beauty-Themen heutzutage sehr Trend-orientiert. Dadurch entsteht häufig eine Kurzlebigkeit, die vor allem auf sozialen Netzwerken wie Instagram zur Schau gestellt wird und dadurch einen enormen Druck für die Selbstwahrnehmung und den Anspruch an die verwendeten Produkte aufbaut. Das zentrale Problem liegt aber häufig an anderer Stelle: Für die Körperpflege wird keine Zeit mehr eingeplant. Die Ursache dafür ist häufig der tatsächliche Zeitmangel bei einem durchgeplanten Alltag – viel zu häufig tendiert man aber auch schlichtweg dazu, sich selbst einzureden, es bleibe keine Zeit für einen selbst. Die Folge: Die eingespielte Beauty-Routine wird sowohl abends vor dem Schlafen gehen als auch morgens vor der Arbeit wie ein Automatismus abgespielt und unterschiedlichste Produkte kommen zum Einsatz, ohne dass wir uns wirklich bewusst über deren tatsächlichen Effekte auf unsere Haut werden.

Ein Trend, der sich dieser Entwicklung entgegenstellt, ist der “Slow Beauty”-Ansatz. Er stammt ursprünglich aus Korea, hat sich in den vergangenen Jahren aber auch in Europa immer weiter verbreitet und sollte eigentlich viel mehr als “Anti-Trend” bezeichnet werden. Denn: “Slow Beauty” will sich entschieden gegen die Kurzlebigkeit und Oberflächlichkeit vieler moderner Beauty-Trendbewegungen stellen.

Was macht “Slow Beauty” aus?

Eine Bewegung hin zu mehr Nachhaltigkeit lässt sich in der Beauty-Welt bereits seit einigen Jahren beobachten und auch ein besseres “Ich-Gefühl” wird von vielen Herstellern als Werbe-Ansatz genutzt. Ein verändertes Körpergefühl steht auch bei “Slow Beauty” im Mittelpunkt – Ziel ist es jedoch, dieses nicht vorwiegend durch die verwendeten Produkte, sondern durch die Herangehensweise an sich zu erreichen.

Der Grundgedanke ist dabei einfach: Während der täglichen Pflege-Routine soll man sich für jeden einzelnen Schritt so viel Zeit nehmen wie möglich bzw. nötig. Was das genau bedeutet, bleibt jedoch jedem Menschen selbst überlassen. Im Mittelpunkt steht dabei die Idee, ein neues Gefühl für die einzelnen Schritte, Produkte und vor allem für die eigene Haut zu entwickeln. Damit soll ein Grundgedanke Einzug in die Hautpflege erhalten, der besonders bei der Behandlung von Hautkrankheiten wie Rosacea oder Akne schon seit längerer Zeit eine zentrale Rolle spielt: Durch ganzheitliche Behandlungsansätze werden hier unterschiedliche Lebensbereiche wie die Hautpflege oder die Ernährung mit in die Therapie einbezogen, um möglichst effektiv gegen die Erkrankung anzukämpfen. Diese Basis nutzen beispielsweise Start-ups wie Formel Skin, um für Patienten individuelle, an die eigene Haut angepasste Behandlungskonzepte zu entwickeln.

Mehr Struktur durch bewusste Auszeiten

Mit Blick auf die tägliche Pflege-Routine steht “Slow Beauty” vor allem dafür, Gerüche und Gefühle bewusster wahrzunehmen und so zu verstehen, wie der eigene Körper durch die Pflege beeinflusst wird. Dieser Ansatz mag zunächst vielleicht esoterisch klingen, hat jedoch ein klares Ziel vor Augen: Indem die einzelnen Schritte achtsamer durchgeführt werden, wird dem Körper signalisiert, dass er sich entspannen kann, da man selbst zufrieden ist und die Pflege des eigenen Körpers nicht mehr nur als tägliche Aufgabe, sondern viel mehr als Zeit der Entspannung behandelt und wertschätzt. Unserer üblichen Schnelllebigkeit soll mindestens zweimal am Tag bewusst entgegengewirkt werden, indem die Körperpflege als tatsächliche Auszeit wahrgenommen wird und jeder Tag entspannt gestartet und beendet wird. Kein Wunder also, dass dieser Trend vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie viel Zulauf erfahren hat: Wer den Tag im Home-Office verbringt, selten draußen ist und zudem kaum soziale Kontakte hat, verliert nicht nur die Struktur im Tagesablauf, sondern lässt womöglich auch die bewusste Pflege außer Acht. “Slow Beauty” hilft vielen Menschen dabei, an solchen Tagen kleine Highlights zu setzen und sich – auch wenn man bereits viel Zeit allein verbringt – bewusste Momente für sich selbst zu nehmen.

Akne & Co.: “Slow Beauty” als Motivator im Alltag

Dieses “Bewusstwerden” gehört mit zu den Punkten, bei denen die Grundideen auch gerne auf die Behandlung von Hautunreinheiten übertragen werden. Wer sich klare Gedanken macht, was mit der eigenen Pflege-Routine erreicht werden soll, kann nicht nur die Produkte sorgfältig auswählen, sondern damit auch ganz andere Aspekte des eigenen Lebens positiv beeinflussen. Ein Beispiel liefert die Online-Community von Akne-Patienten, die den “Slow Beauty”-Ansatz immer mehr für sich nutzt, um beispielsweise schlechte Gewohnheiten abzulegen. Das bedeutet konkret: Indem die Pflege-Routine zu festen Zeiten in den Tag integriert wird und mehr als tatsächliche Pflege statt als “Behandlung” angesehen wird, hilft die Herangehensweisen vielen Betroffenen dabei, diesen Gedanken auch im Alltag besser zu unterstützen und sich beispielsweise weniger ins Gesicht zu fassen und dagegen anzukämpfen, Pickel oder Mitesser auszudrücken zu wollen. Es soll also auch ein Stück weit darum gehen, ganz bewusst an Problemen oder schädlichen Gewohnheiten zu arbeiten, die bislang vielleicht nur unterbewusst passiert sind.

Welche Produkte eignen sich für eine “Slow Beauty”-Routine?

Wie die meisten Beauty-Trends, endet auch aber “Slow Beauty” nicht bei einer grundsätzlichen Idee, sondern wurde durch die wachsende Anhängerschaft so erweitert, dass auch die Auswahl bzw. Herstellung der richtigen Beauty- und Pflegeprodukte eine Rolle spielt.

Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem Naturkosmetikprodukte und nachhaltige Mittel, bei deren Herstellung auf reizende Stoffe verzichtet wird. Die Idee: Indem viel Wert auf natürliche Inhaltsstoffe gelegt wird, soll verhindert werden, dass Signale des Körpers unterdrückt werden. Wer sich bewusst Zeit für den eigenen Körper nimmt, lernt so auch die Signale richtig zu deuten. Viele “Slow Beauty”-Anhänger setzen deshalb auch auf Beauty-Tagebücher, in denen die verwendeten Produkte und deren Inhaltsstoffe sowie die Reaktion des Körpers bzw. der Haut aufgeführt werden, um ein besseres Verständnis für den eigenen Körper zu entwickeln. Wer den ganzen Weg gehen möchte, nimmt sich zusätzlich die Zeit, um Masken und Peelings selbst herzustellen und so auch den Konsum-Aspekt der eigenen Körperpflege ein Stück zu entschleunigen.

Beauty-Bewusstsein als Marketing-Konzept

Da für die Herstellung der Produkte im Alltag aber häufig schlichtweg keine Zeit bleibt, kommt hier auch eines der Probleme der Bewegung ins Spiel: Wie viele andere Beauty-Trends, dient auch der “Slow Beauty”-Begriff mittlerweile häufig als Schlagwort, unter dem viele der großen Hersteller ihre Produkte vermarkten. Ähnlich wie bei “Clean Beauty” wird dabei der Fokus von den tatsächlichen Inhaltsstoffen weggelenkt und viel mehr ein vermarktbares Gefühl in den Vordergrund gestellt, das im besten Fall einen persönlichen Bezug zu bestimmten Produkten erzeugt und so auch wieder dafür sorgen soll, dass die Produkte ihren Weg auf Instagram & Co. finden. Das Problem, das mit einer solchen Präsenz auf den sozialen Netzwerken einhergeht, besteht meistens darin, dass automatisch ein gewisser Druck aufgebaut wird und zwangsläufig die Frage entsteht, ob man “Slow Beauty” überhaupt richtig für sich umsetzt. Ein fester “Regelkatalog” oder ein Wettkampf um die besten Produkte zielt an der koreanischen Ursprungsidee vorbei.

 “Slow Beauty” gehört deshalb zu den Trends, bei denen sich jeder Mensch die Aspekte und Ideen herausnehmen sollte, die für ihn selbst am besten funktionieren – blind auf die Tipps und Produkte aus vorgefertigten Ratgebern zu setzen, wird nur selten die Art von Ruhe erzeugen, die im Mittelpunkt stehen soll.

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