Was ist dran am Kinesio-Tape?

Kinesiologische Tapes sind im Jahr 2022 in aller Munde. Kinesiologische Tapes fragen Sie sich? Das sind die bunten Klebebänder, die eigentlich aus der japanischen Heilkunde stammen. Heutzutage tragen nicht nur Hochleistungssportler diese Tapes, sondern auch in der gewöhnlichen physiotherapeutischen Praxis findet die Nutzung von Kinesio-Tapes immer mehr Anklang. Kein Wunder, denn diese sind sehr vielseitig einsetzbar. Sie können nämlich nicht nur Muskel- oder Bänderverletzungen kurieren, sondern auch Entzündungen hemmen oder auch Zerrungen und andere typische Sportverletzungen vorbeugen. In diesem Artikel wollen wir zeigen, was hinter dem Hype Kinesio-Tape steckt und wie diese Bänder tatsächlich helfen können.

Was ist ein Kinesio-Tape?

https://pixabay.com/de/photos/knie-tapen-massage-schulter-mensch-2768834/Der Begriff Kinesio-Tape steht als Kurzform für "Kinesiologisches Tape". Andere Bezeichnungen sind Physio-Tape, Sport-Tape, Muskel-Tape oder auch medizinisches Tape.

Seine Anwendung, das Tapen, geht auf Kenzo Kase zurück, einen japanischen Chiropraktiker, der Anfang der 1970er Jahre mit dehnbaren Verbandmaterialien schmerzende Gelenke und Muskeln behandelte. Heute sind die Anwendungsfelder von Kinesio-Tapes jedoch deutlich umfangreicher. Ob Prellungen, Stauchungen, Entzündungen, Verspannungen, Gelenkschmerzen und Schwellungen bis hin zu Stoffwechselproblemen sowie Erkrankungen des Nervensystems oder der Lymphbahnen. Selbst bei Migräne oder Menstruationsbeschwerden konnte mit der Hilfe der Tapes bereits geholfen werden, so Stefano Limone von der Physiotherapie Praxis PhysioBasel.

Im Detail handelt es sich dabei um selbstklebende, elastische Baumwoll bzw. Viskosebänder, die auf der Haut mit der Hilfe einer speziellen Klebetechnik angebracht werden. Das Tape hat dabei dieselbe Elastizität wie die menschliche Haut und passt sich deswegen den natürlichen Bewegungen des menschlichen Körpers gut an. Auch ist es wasserfest und atmungsaktiv. Wenn es einmal auf der Haut angebracht wurde, bleibt das Kinesio-Tape bis zu 7 Tage drauf. In den meisten Fällen ist der Kleber wasserresistent, damit sich das Kinesio-Tape beim Duschen oder Schwitzen nicht von der Haut löst.

Wie funktionieren Kinesiologische Tapes?

Da das Kinesio-Tape an der Haut fixiert ist, wird bei Bewegungen die Haut gegen das darunterliegende Gewebe verschoben. Dieser Reiz soll für die Aktivierung von verschiedenen Rezeptoren sorgen und dadurch die Muskelspannung regulieren. Dabei wird auch eine Signalübertragung an das zentrale Nervensystem gesendet. Zu den Rezeptoren zählen neben Berührungsrezeptoren auch Schmerzrezeptoren, Temperaturrezeptoren und Rezeptoren, die dem Körper sagen, wo sich beispielsweise die Extremitäten im Raum befinden. Dadurch wird der Schmerz des Patienten gelindert. Dank dem schmerzlindernden Effekt gewinnt der Patient zusätzlich Mobilität was den Heilungsprozess deutlich beschleunigt aufgrund des angeregten Stoffwechsel im Gewebe zwischen den Hautschichten.

Durch leichte Bewegungen sorgt das Tape dafür, dass die einzelnen Hautschichten gegeneinander verschoben werden. Das führt dazu, dass die Blut- und Lymphgefäße angeregt werden, was wiederum zu einer verbesserten Blut- und Lymphzirkulation in und um die betroffene Körperregion führt.

Gleichzeitig massiert das Tape die unter der Haut liegenden Gewebeschichten und stimuliert somit kleine Muskelkontraktionen. In der Folge wird der Muskel stärker durchblutet und im Aufbau gefördert.

Also kann man sagen, dass die wahre Wirkung des Tapes erst durch Körperbewegung entfacht wird. Dadurch haben Kinesio-Tapes einen großen Vorteil im Vergleich mit normalen Pflastern oder Verbänden, denn diese sind starr und unflexibel. Die Einschränkung der Beweglichkeit sorgt eher dafür, dass sich das Muskelgewebe zurückbildet und das führt dazu, dass sich das Muskelgewerbe nach der Heilung erst wieder neu aufbauen muss. Weiterhin können Stauungen im Lymph- und Blutfluss entstehen, die den Heilungsprozess verzögern, anstatt ihn zu beschleunigen.

Was lässt sich alles tapen?

Kinesio-Tapes können bei vielen unterschiedlichen Beschwerden eingesetzt werden. In der Regel werden Sie genutzt zur Behandlung von

  • Prellungen
  • Verletzungen am Kniegelenk
  • Verletzungen am Sprunggelenk
  • Muskelfaserrissen
  • Muskelzerrungen
  • Zerrungen
  • Entzündungen
  • Muskelkater
  • Verrenkungen
  • Verspannungen
  • Sehnenscheidenentzündungen

Weiterhin werden die Tapes bei folgenden Beschwerden eingesetzt:

  • Migräne
  • Tinnitus
  • Kieferschmerzen
  • Bandscheibenvorfall
  • Rheuma
  • Menstruationsbeschwerden
  • Verstopften Nasennebenhöhlen

Insbesondere bei Sportverletzungen wird das Kinesio-Tape durch seine stützende Komponente gerne auch zur Schonung angewendet und ebenfalls beliebt ist die Therapie von Rückenschmerzen beispielsweise bei Verspannungen oder Instabilität mittels Kinesio-Tape.

Zusätzlich werden Kinesio-Tapes auch als Vorbeugung genutzt. Wer beispielsweise für einen Marathon trainiert, kann mit gezieltem Wadentaping die Krampfneigung herabsetzen. Auch bei anderen Sportarten sieht man immer wieder Kinesio-Tapes. Beim Fußball, Handball oder Volleyball werden sie eingesetzt, um das Risiko für Zerrungen zu vermindern oder um starken Muskelkater vorzubeugen.

Wann sollte man das Kinesio-Tape nicht einsetzen?

Ein Kinesio-Tape ist zwar vielseitig einsetzbar, jedoch kein Wundermittel. Es gibt bestimmte Verletzungen, bei denen man auf kinesiologische Tapes verzichten sollte. Beispielsweise bei

  • Offenen Wunden
  • Krampfadern
  • Hauterkrankungen wie Neurodermitis
  • Krebserkrankungen
  • Venenthrombosen
  • Allergischen Hautreaktionen

Wie legt man ein Kinesio-Tape an?

Physiotherapiepraxis PhysioBaselBestenfalls sollte ein Tape von einem Arzt bzw. Physiotherapeuten angelegt werden. Mit etwas Übung kann man sich jedoch nach einiger Zeit auch selbst tapen.

Je nach Indikation muss der Muskel, das Gelenk oder das Band in eine bestimmte Stellung gebracht werden. Die Haut sollte trocken, sauber und frei von Infektionen und Wunden sein. Das Tape wird in die richtige Länge geschnitten und die Ecken werden abgerundet, damit es noch besser an der Haut haften kann. Danach wird das Kinesio-Tape mit den Händen warm gerieben, damit der Klebstoff seine Wirkung entfaltet kann.

Anschließend wird die Trägerfolie abgezogen und das Tape kann angelegt werden. Achten Sie darauf, dass das Physio-Tape keine Falten wirft und nicht zu stark bzw. zu schwach gedehnt wird. Ansonsten könnte das Tape den Körperbereich bei Bewegungen behindern.

Weiterhin kann das Tape, abhängig von der Methode, auch in verschiedene Formen geschnitten werden. Beim Halbieren des Tapes entsteht eine Y-Form, deren oberer Anteil beispielsweise das Kniegelenk auf beiden Seiten umfassen kann. Falls die Stabilität noch weiter erhöht werden soll, können auch mehrere Streifen im rechten Winkel zueinander angebracht werden, sodass die Muskulatur sowohl längs als auch quer gestützt wird.

Auch die Farben des Tapes sind nicht unbedeutend. Am Anfang arbeitete Kenzo Kase nur mit hautfarbenen Tapes. Später nutzte er dunkle Farben, wenn die Temperatur unter dem Kinesio-Tape erhöht werden sollte, und helle Farben, wenn die Temperatur unter dem Tape erniedrigt werden sollte. Mittlerweile gibt es Tapes in ganz unterschiedlichen Farben. Die meisten Hersteller sprechen den blauen Tapes eine kühlende und schmerzlindernde Wirkung zu. Roten Kinesio-Tapes sollen entsprechend den Stoffwechsel anregen. In der Regel gilt jedoch, dass Sie sich für die Farbe entscheiden sollten, bei der Sie den größten Effekt verspüren, denn die Farbe des Tapes spielt für die Behandlung eigentlich gar keine Rolle – da die Materialeigenschaften und Wirkungsweisen immer die gleichen sind.

Auch wenn viele sich bereits selbst tapen, ist es ratsam sich immer professionelle Hilfe zu holen. Lassen Sie sich beim Physiotherapeuten Ihres Vertrauens zunächst ausführlich über die Behandlungsmöglichkeiten mit Kinesiologischen Tapes beraten und dort das Tape professionell anlegen, denn nur so kann eine effektive Wirkung sichergestellt werden.

Haben Kinesio-Tapes Risiken?

Nach der Anbringen des Kinesio-Tapes sollten Sie regelmäßig prüfen, ob Sie Schmerzen verspüren, die Extremität pocht, kribbelt oder sich taub anfühlt, Sie alles bewegen können oder die Haut kalt, blau oder blass ist. Falls Ihnen etwas ungewöhnliches auffallen sollte, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, damit sich die Beschwerden nicht verschlimmern können.

Richtig angebracht haben Kinesio-Tapes in der Regel selten Nebenwirkungen oder Risiken. Eine unsachgemäße Fixierung des Tapes an der Haut kann beispielsweise zu Schwellungen und Bewegungseinschränkungen führen.

Wenn das Tape zu straff angebracht wird, kann der Blutfluss verlangsam werden und es können Durchblutungsstörungen entstehen, welche sich als Kribbeln oder Schmerzen zeigen. Im allerschlimmsten Fall führt der verringerte Blutfluss zu einem Kompartment-Syndrom.

Die oben genannten Nebenwirkungen sind aber extrem selten und allgemein sind Kinesio-Tapes eine sehr sichere und risikoarme Behandlungsmethode.

Autor

Florian Beqiri ist Redakteur für die Physiotherapie Praxis PhysioBasel aus Basel. Mit 20-jähriger Praxiserfahrung und gezielten Behandlungsmethoden, sowie einem modernem Trainingsbereich, begleiten die Praxis Ihre Patienten in einen schmerzfreien Alltag.

Zurück zur Übersicht